Hohe Schuldenbelastung drückt auf den Gewinn

02.08.2016 | Artikel über RWE (DE0007037129) von BoersenRonny

Zusammenfassung

  • AKW-Ausstieg unzureichend finanziert
  • Sinkende Strompreise schmälern Gewinn
  • Wenn Aufspaltung nicht gelingt, droht Insolvenz

Einschätzung

Verkaufen Kurzfristige Anlage

Die RWE-Aktie hat seit dem Hoch im Jahre 2010 deutlich verloren. Seit dem Tiefstand vom Oktober 2015 bei EUR 9.12 hat die Aktie jedoch rund 50% zugelegt. Die hohe Volatilität der letzten Jahre begründet sich teilweise in den stark schwankenden Ölpreisen, aber auch mit dem ungelösten Atom-Ausstieg. Der geplante Börsengang der britischen Ökostromtochter Innogy sorgt momentan für positives Momentum in der Aktie. Dies sollte nämlich RWE benötigtes Kapital in die Kassen spülen. Ebenfalls stützt die Aktie das jüngste Gerücht, wonach sich die Bundesregierung mit den vier AKW-Betreibern (darunter RWE) über die wichtigsten Eckpunkte der Finanzierung des Atomausstiegs geeinigt haben soll.

Insolvenz-Gerüchte halten sich weiter hartnäckig

Anfangs Juli meldete die FAZ, dass die letzten Tage von RWE schon bald kommen würden und dass Deutschlands grösster Stromerzeuger keine Zukunft mehr habe. Ideen zu erneuerbarer Energie und alternative Technologien werden nur noch in der Innogy umgesetzt. Zudem ist die Bilanz mit 45 Milliarden Euro Verbindlichkeiten belastet. Für den Atomausstieg wurden bereits 10 Milliarden Euro zurückgestellt. Experten gehen aber davon aus, dass dies bei weitem nicht genüge. Eine weitere Kapitalerhöhung ist unter den momentanen Umständen kaum vorstellbar.

Nichtsdestotrotz gibt sich Vorstandschef Peter Terium zuversichtlich, dass die Firma bis zum Ende des Jahrzehnts durchfinanziert sei. Fairerweise muss man anfügen, dass der Konzern im vergangenen Geschäftsjahr einen EBITDA von 7 Milliarden Euro und einen Reingewinn von 1.6 Milliarden Euro ausweisen konnte. Zudem hat der Verkauf der Gasförderfirma DEA flüssige Mittel in die Kasse gespült.

Aufspaltung letzte Chance für sichere Finanzierung

Der bevorstehende Börsengang von Innogy in London ist in der Tat die grösste kurzfristige Chance für RWE an dringend benötigtes Kapital zu gelangen. Darin birgt jedoch ein Risiko. Falls der IPO nicht wie geplant von statten geht könnte die Finanzlage für RWE prekär werden. Nicht zuletzt durch das Brexit-Votum ist der Zeitpunkt für den Börsengang sehr heikel und die Auswirkungen von Brexit auf die britische Wirtschaft sind zurzeit nicht genau definierbar. Innogy steuert immerhin einen Fünftel aller Umsätze von RWE bei.

RWE treibt dabei die Aufspaltung der beiden Teile voran. Von den insgesamt 60‘000 Mitarbeitern der Gruppe dürften schlussendlich zwischen 40‘000 – 45‘000 für Innogy arbeiten.

Fallende Strompreise belasten zusätzlich

Innerhalb weniger Jahre ist der Strompreis an der Börse von 50 Euro auf momentan gut 20 Euro gefallen. Logischerweise beeinträchtigt der Preisrückgang die Gewinnmarge, so sank der Betriebsgewinn für das erste Quartal 2016 um 25%. Der geplante Stellenabbau von 2‘300 Stellen soll dabei helfen, Kosten einzusparen.

Charttechnisch sieht es zwar kurzfristig gut aus für die RWE-Aktie. Jedoch überwiegen die Risiken. Ratingagenturen stufen das Unternehmen noch knapp über Ramschniveau ein. Der bevorstehende Atomausstieg, tiefere Strompreise, die hohe Verschuldung und die Möglichkeit eines missglückten Börsengangs von Innogy lassen den Schluss zu, den Titel zu verkaufen.

Offenlegung von eigenen Positionen

Ich halte keine Position (direkt oder über Derivate) in der in dem Artikel behandelten Aktie.

Offenlegung von Geschäftsbeziehungen

Ich habe diesen Artikel selbst geschrieben und meine eigene Meinung wiedergegeben. Ich erhalte keine Vergütung für diesen Artikel (außer ggf. von Spekunauten). Ich habe keine Geschäftsbeziehungen mit einem der im Artikel genannten Unternehmen.

Weitere Artikel
Es existieren im Moment keine weiteren Artikel zu dieser Aktie.